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Digital Design: Ein neues Bauhaus für das 21. Jahrhundert
Technologie kann heute mehr als die meisten Menschen davon erwarten. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, braucht es eine neue Denkweise, die allerdings gar nicht so neu ist: Bereits im Bauhaus arbeitete man nach den Prinzipien, die Dr. Kim Lauenroth, Leiter Bitkom-Arbeitskreis Digital Design, heute für den Beruf des Digital Designers vorschlägt. In einer Keynote für den…
Technologie kann heute mehr als die meisten Menschen davon erwarten. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, braucht es eine neue Denkweise, die allerdings gar nicht so neu ist: Bereits im Bauhaus arbeitete man nach den Prinzipien, die Dr. Kim Lauenroth, Leiter Bitkom-Arbeitskreis Digital Design, heute für den Beruf des Digital Designers vorschlägt. In einer Keynote für den Bereich Digital Design & Engineering bei MaibornWolff hat Lauenroth erläutert, warum er im Bauhaus ein Vorbild für das 21. Jahrhundert sieht.
Die Bauhaus-Schule als Vorbild
Die Gemeinsamkeiten beginnen bereits bei der Ausgangslage: Die Kunstschule Bauhaus befasste sich im frühen 20. Jahrhundert mit den Folgen der Industrialisierung und versuchte, Lösungen für die daraus resultierenden Probleme zu entwickeln. Heute geht es natürlich um eine ganz neue Herausforderung, nämlich die Digitalisierung. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sind jedoch ähnlich groß. Und die Idee, Ingenieure und Künstler zusammenzubringen, um Herausforderungen auf neue Arten zu lösen, hat nichts an Aktualität verloren.
Von Gropius zu Spotify: Potenziale des Digital Designs für die IT
Bereits Walter Gropius, Gründer des Bauhauses, wusste, dass das Design untrennbar zur Ingenieursleistung gehört. Ingenieure entwerfen Produkte, Wissenschaftler schaffen das Wissen dafür, wie Neri Oxman im Krebs Cycle of Creativity beschreibt. Aber es braucht Designer, um das Verhalten der Menschen zu verändern und Kunst, um ihre Wahrnehmung zu formen und den Kreis zu schließen. Genau das wünschte sich auch schon Gropius: Möbel und Gebäude im Bauhaus-Stil sollten nicht nur schön anzusehen oder praktisch sein; sie sollten die sozialen Probleme ihrer Zeit lösen, wollten irritieren und stören, aber auch zeigen, was möglich ist. Die zeitlosen Entwürfe der Bauhaus-Bewegung beweisen ihren Erfolg, auch 100 Jahre später noch.
Was heute möglich ist, wird sichtbar, wenn bekannte Ideen neu gedacht werden. Spotify ist revolutionär und hat die Art beeinflusst, wie wir Musik konsumieren – es hat unser Verhalten verändert. Dazu wurde nicht einfach das Konzept der CD in die digitale Welt übertragen, sondern eine neue Form erdacht: eine echte digitale Transformation hat stattgefunden. Dahinter steckt eine Art des Denkens, die sich von der reinen Digitalisierung vorhandener Prozesse und Produkte löst. Das ist auch in anderen Bereichen nötig, wie Lauenroth sagt: Mit der Einführung des iPhones haben die technologischen Möglichkeiten die an sie gestellten Erwartungen weit übertroffen. Seitdem ist der digitale Raum am besten als Werkstoff zu verstehen – wie zum Beispiel Holz. Lauenroth argumentiert, dass ein Stück Holz mit dem richtigen Können in unzählige Formen gebracht und genauso vielen Funktionen zugeführt werden kann. Das gleiche trifft inzwischen in noch viel größerem Ausmaß auf den digitalen Raum zu.
Ein digitales Bauhaus für nachhaltige IT
Um den digitalen Raum als formbares Material zu gestalten, müssen Digital Designer nicht nur die Verantwortung für den Entwurf übernehmen. Sie müssen auch den Entwicklungsprozess aus dieser Perspektive führen und dabei sowohl die geschäftliche als auch die technologische und soziale Perspektive im Blick behalten. Das ist für Lauenroth ebenfalls eine wichtige Erkenntnis aus dem Bauhaus: Es braucht Teammitglieder, die den gesamten Prozess überblicken, nicht nur eine Phase. So integriert sich die Digital-Design-Profession auch optimal in den DevOps-Gedanken. Wenn der Digital Designer die Herausforderungen des Betriebs von IT-Produkten versteht, fließen diese von Anfang an in den Prozess ein.
Ganz im Sinne des Bauhauses sieht Lauenroth aber noch weitaus mehr Potenzial im Beruf des Digital Designers: Der Klimawandel muss als großes Problem unserer Zeit auch in der IT-Welt mehr Beachtung finden und von Anfang an in die Entwicklung neuer Produkte einfließen. Nachhaltigkeit sollte somit zum Teil des Designs digitaler Produkte werden, so wie soziale Fragen im Bauhaus eine Rolle spielten.
Digitale Designer ins Team!
Lauenroth plädiert für ein neues Bauhaus für die digitale Ära. Digital Designer müssen ein fester Bestandteil von Entwicklungsteams werden, so lautet das Fazit des Bitkom-Experten, damit die IT-Welt in eine vielfältigere, nachhaltigere Zukunft starten kann.
Weitere Informationen zum Digital Design können im Digital-Design-Manifest gefunden werden. Wie die Rolle des Digital Designers sich ins Team integrieren lässt, hat Martina Beck (MaibornWolff) hier beschrieben.