Patrick Gaißert

Geschätzte Lesezeit 11 Minuten

Techblog

Der Beginn einer neuen technischen Ära:
Apples Vision Pro

Smartphones sind nach wie vor die treibende Kraft in der Technologiebranche. Doch die Sprünge in der innovativen Entwicklung werden immer kleiner. Es ist also an der Zeit zu fragen: Was kommt als nächstes? Für Patrick Gaißert ist klar, dass das Zeitalter der Augmented-Reality-Brillen angebrochen ist. In diesem Artikel erklärt er, warum und wie die Apple…

Augmented-Reality-Brillen sind die Zukunft 

Die Ära der Smartphones war eine aufregende Zeit, und sie bleibt eine dominierende Kraft in der Tech-Industrie und wird es wahrscheinlich noch mindestens 7-10 Jahre lang bleiben. Das iPhone und andere Smartphones sind von einem Luxusgegenstand zu einer absoluten Notwendigkeit für die meisten von uns geworden. Smartphones ermöglichen heute so viele Anwendungsfälle, dass sich die meisten Menschen ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen können, da sie das tägliche Leben so viel effizienter machen. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von über 3 Billionen Dollar hat Apple in den letzten 15 Jahren immens von dieser Technologie profitiert. Es gibt jedoch einen Haken: Die Innovation im Smartphone-Hardwaregeschäft hat sich verlangsamt und ist mittlerweile auf einem ziemlichen Plateau angelangt. 

Sicherlich gibt es bei jedem neuen Modell einen gewissen Fortschritt, insbesondere bei der Kameratechnologie, aber die Wahrheit ist, dass die Sprünge kleiner geworden sind. Wir erleben vor allem Verfeinerungen der bestehenden Technik und des Designs und nicht so sehr bahnbrechende Funktionen, die das Nutzererlebnis grundlegend verändern können. Die Einführung von Wearables und faltbaren Geräten hat einige neue Aspekte auf den Tisch gebracht, aber letztendlich scheinen sie das Smartphone-Erlebnis zu ergänzen, nicht zu revolutionieren. 

Seit ein paar Jahren fragen mich die Leute daher immer wieder: „Was kommt als Nächstes? Was ist die Technologie, die alles noch einmal auf den Kopf stellen kann?“ 
Nachdem ich viele Jahre lang intensiv darüber nachgedacht habe, war meine Antwort immer klar: Augmented-Reality-Brillen. 

Wie sind wir hierhergekommen? 

Es schien mir immer so offensichtlich zu sein. Erfolgreiche Technologien haben sich mehr und mehr mit der realen Welt verwoben. Für die meisten Menschen scheint ihr Smartphone heute fast wie eine Verlängerung ihres Körpers zu sein. Die Konzentration auf die Multi-Touch-Technologie war damals ein absoluter Geniestreich, weil sich die Interaktion mit einem Gerät zum ersten Mal natürlich und mühelos anfühlte. 

Meiner Meinung nach benötigte es mindestens zwei Punkte, um die Revolution der erweiterten Realität in Gang zu setzen: 

  1. Eine Displaytechnologie sowie fortschrittliche Sensorfusion, die nahtlose und stabile Integration digitaler Inhalte in die physische Welt ermöglichen. 
  2. Ein neues Paradigma für die Benutzerinteraktion mit ähnlicher Ausgereiftheit wie Multi-Touch. 

Jetzt, nach so vielen Jahren interner Entwicklung und externer Spekulationen, hat Apple endlich die Katze aus dem Sack gelassen, aber die Frage bleibt: Waren sie erfolgreich? 
Meiner Meinung nach: So ziemlich, ja. 

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Was genau macht Apple Vision Pro so besonders? 

Zunächst einmal konzentriert sich der Tech-Gigant nicht nur auf die Herstellung eines neuen Produkts, sondern er versucht, eine völlig neue Art des Computings zu vermarkten, die er „Spatial Computing“ nennt. Auch wenn es sich hierbei keineswegs um einen neuen Begriff handelt, ermöglicht ihnen dieser kleine Marketingtrick, sich von der Konkurrenz abheben. Sie sind nicht nur ein weiterer Hersteller von Mixed-Reality-Headsets, sondern bauen stattdessen eine Spatial-Computing-Plattform auf. 

Nur mit Marketing kommt man allerdings nicht sehr weit, was ist also mit meinen beiden oben genannten Anforderungen? Ersten Berichten zufolge ist eines der auffälligsten Merkmale der Apple Vision Pro sein High-Fidelity-Passthrough-Modus, der das, was die Konkurrenz derzeit bieten kann, bei weitem übertrifft. Diejenigen, die ihn bereits ausprobiert haben, waren durchweg positiv gestimmt und lobten die fantastische Wiedergabetreue und Detailgenauigkeit, die dieser Modus bietet. Wenn dies gelungen ist, ist bereits eine große Hürde genommen, um AR zu einer alltagstauglichen Technologie zu machen. Um dies zu erreichen, hat Apple im Laufe der Jahre eine Menge Technologie entwickelt und verfeinert. Hardware-Innovationen wie superhochauflösende Displays und LiDAR-Sensoren sowie robuste Software-Komponenten wie ARKit und RealityKit machen dies möglich. Darüber hinaus wird es auch einen „Full Immersion“-Modus für VR-Anwendungsfälle geben, aber zumindest für mich lag die Magie schon immer in der Erweiterung der realen Welt. 

Was ist nun mit meinem zweiten Punkt? Apple hat ein Interaktionsparadigma entwickelt, das im Nachhinein selbstverständlich erscheint, aber es hat Jahre der Entwicklung gebraucht, um es zuverlässig zum Laufen zu bringen. Anstatt sich auf die eher umständliche Aktion des Zeigens in die Luft zu verlassen, wie es bei den meisten AR-Systemen der Fall ist, hat Apple ein indirektes Benutzerinteraktionssystem entwickelt. Es nutzt Eye-Tracking, um sich auf ein UI-Element zu konzentrieren, und einfache Handgesten, um bestimmte Aktionen auszulösen. Das Geniale daran ist, dass man die Hände in einer für einen selbst bequemen Position halten kann, sogar auf dem Schoß. Für mich war die unbeholfene Interaktion mit anderen AR-Headsets schon immer ein Hindernis, daher ist es wirklich wichtig, dass dies gelingt. 

Diese Funktionen in Kombination mit mehr als 10 Jahren an Patenten werden wahrscheinlich dafür sorgen, dass sie der Konkurrenz für mindestens ein paar Jahre voraus sind. 

Welche anderen Merkmale machen sie einzigartig? 

Die wohl wichtigste ist das, was ich als bidirektionale Präsenz bezeichnen würde. Das bedeutet, dass die Trägerin in ihrer augmentierten Welt nicht isoliert ist – sie bleibt mit der realen Welt verbunden, und die Menschen um sie herum können interagieren und an ihrem Erlebnis teilhaben. Ein linsenförmiges Display auf der Vorderseite des Geräts, das die Augen des Benutzers anzeigt, wirkt teils wie Cyberspace, teils wie Black Mirror. Für mich ist es der Beweis, dass die Verwendung von VR-Technologie für AR-Anwendungen ein vernünftiger Weg ist, wenn man ihn wirklich zu Ende denkt. 

Eine weitere Funktion, die anfangs nicht viel positive Aufmerksamkeit erhielt, war die Unterstützung von 3D-Fotos und -Videos durch Vision Pro. Auch wenn der Anblick einer Person, die das Headset trägt, um ihre Kinder zu filmen, einigen etwas unheimlich erschien, bin ich mir sicher, dass es ein wirklich emotionaler Moment sein wird, wenn man sich das Video später ansieht. Apple hat inzwischen angekündigt, dass das iPhone 15 Pro und Pro Max auch räumliche Fotos und Videos aufnehmen können, was die Vision Pro für den Massenmarkt attraktiver machen wird. 

Was fehlt noch? 

Trotz aller Fortschritte gibt es bei Vision Pro meiner Meinung nach noch viel Raum für Verbesserungen. Erstens ist sie derzeit nicht für den ganztägigen Einsatz konzipiert. Die Akkulaufzeit ohne Ladekabel beträgt derzeit nur zwei Stunden, was den Nutzen einschränken könnte. Außerdem braucht das Software-Ökosystem meiner Meinung nach mehr kontextabhängige Anwendungen. Derzeit sind die meisten von Apple vorgestellten Apps noch tief in einer bildschirmbasierten Computerwelt verwurzelt und nutzen das Potenzial von AR noch nicht vollständig aus. Ich hätte zumindest erwartet, dass ich aus dem Fenster schaue und mir zum Beispiel die Wettervorhersage angezeigt wird. Ich denke, dass die Schaffung dieser Art von immersiven Erlebnissen eine der besten Möglichkeiten sein wird, sich bei der Einführung des Geräts mit seiner App abzuheben. Wir haben, sicher absichtlich, auch keine Anwendungsfälle gesehen, bei denen die Nutzerin nicht sitzt oder steht, wie z. B. Navigation oder Fitness in der realen Welt. Ich denke, dass dieser Bereich der nächste große technologische Schritt und eine natürliche Entwicklung der Fähigkeiten der Plattform in den nächsten 5-10 Jahren sein wird. Der Traum von einer AR-Brille, die fast wie eine normale Brille aussieht, ist Gerüchten zufolge ebenfalls noch nicht ausgeträumt, aber dies wird wohl noch deutlich länger dauern. 

Da ist natürlich noch der Elefant im Zimmer: der Preis. Obwohl die Brille für den Durchschnittsverbraucher sehr teuer ist, ist sie im Vergleich zu ihren direkten Konkurrenten recht ähnlich. Um den Massenmarkt zu erreichen, muss der Preis sicher noch deutlich sinken, aber meiner Einschätzung nach ist das erst in einigen Jahren zu erwarten. Die Technologie, die das Headset besonders macht, ist aktuell einfach zu teuer in der Herstellung, und es wird einige Zeit dauern, bis Skaleneffekte zum Tragen kommen. Apropos Zielgruppe: Ich glaube, Apple will sich vorerst alle Optionen offenhalten. Ob sich Unternehmen, Verbraucher oder beide für das Gerät interessieren, ist für sie wahrscheinlich genauso offen wie für uns. 

Wie sieht die Roadmap bis zur Veröffentlichung aus? 

Sowohl das native visionOS-Entwickler-SDK als auch die Unity-SDK-Integration sind bereits veröffentlicht, so dass die aktive Entwicklung bereits beginnen kann. Mit Blick auf die nächsten Monate hat Apple angekündigt, dass Vision Pro-Kompatibilitätsbewertungen für bestehende Apps im App Store auf Anfrage verfügbar sein werden. Apple nimmt jetzt auch Bewerbungen für die Teilnahme an Entwicklerlaboren in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt entgegen – eine großartige Gelegenheit für ausgewählte Entwickler, praktische Erfahrungen zu sammeln und von Apples Ingenieuren zu lernen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich für ein (geliehenes) Vision Pro Entwickler-Kit zu bewerben, mit dem Entwickler ihre Apps noch vor der offiziellen Markteinführung fertigstellen können. 

Apropos Markteinführung: Die Vision Pro soll Anfang nächsten Jahres in den USA auf den Markt kommen, Europa folgt wahrscheinlich Ende 2024. 

Eine der wichtigsten Herausforderungen wird die Integration von Vision Pro in die bestehende Unternehmensinfrastruktur und -daten sein. MaibornWolff ist in einer außergewöhnlichen Position, um unsere Kunden bei dieser Aufgabe zu unterstützen, da wir zusammen über 45 Jahre Erfahrung in der Unternehmens-, Mobil- und XR-Entwicklung haben. Neben der Entwicklung verfügen wir auch über viel Fachwissen im Bereich des Produkt- und Benutzeroberflächendesigns für mobile und XR-Geräte, was die Umsetzung der räumlichen Visionen unserer Kunden ermöglicht. 

Der Beginn der Post-Smartphone-Ära mag wie eine gewagte Behauptung erscheinen, aber mit Innovationen wie der Apple Vision Pro ist sie vielleicht näher als wir denken. Smartphones werden in absehbarer Zeit nicht verschwinden, aber die Bühne ist bereitet für einen neuen Akteur. Das Zeitalter der AR-Brillen ist angebrochen, und es verspricht, unsere Interaktion mit Technologie neu zu definieren, nicht nur als Werkzeug, sondern als Teil unserer Lebenserfahrung. Wir stehen an der Schwelle zu einer aufregenden neuen Ära, und ich persönlich kann kaum erwarten was sie bringt. 

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Von Patrick Gaißert